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Junge Oper Stuttgart: on_the_line

Junge Oper Stuttgart: on_the_line

Das partizipative Projekt on_the_line der Jungen Oper Stuttgart ist performatives Musiktheater von, mit und für Jugendliche, das sich mit der digitalen Lebenswelt Jugendlicher auseinandersetzt. Es fragt: Wie nutze ich digitale Medien? Was sind ihre Möglichkeiten, ihre Stärken und Schwächen? Wie verändern wir uns durch die neuen Medien? Wie hören wir Musik? Was ist der Klang des Internets? Was für Erfahrungen triggert er, mit welchen ist er verbunden? Was für Skills bilden Smartphones und Computer aus? Wie kann man damit Musik machen?

Während acht Monaten haben 26 Jugendliche zwischen 12 und 19 Jahren gemeinsam mit dem Komponisten Julian Siffert, dem Regisseur Severin Gmünder und der Dramaturgin Rebekka Meyer musikalische und szenische Zugriffe auf diese Fragen erarbeitet. Die im Stück zur Sprache kommenden Themen spiegelten den vielfältigen Um- und Zugang der Jugendlichen mit der digitalen Welt. Als Rahmenhandlung wurde ein fiktives Institut, das Institute for Cyber Routines and Performative Research (ICRPR) gegründet, innerhalb dessen drei Forschungsteams um einen Preis, eine Reise in den Cyberspace, kämpften. Department I untersuchte dabei die unterschiedlichen Kategorien von Youtube-Videos sowie die Verhaltensweisen im Umgang mit digitalen Geräten von Digital Natives und Digital Immigrants. Department II zeigte dem Publikum die Vor- und Nachteile und die Veränderung der Sprache in der digitalen Kommunikation auf. Und Department III forschte über die physischen und psychischen Auswirkungen eines „Handy-Entzugs“ und fragte sich, aus welchen Rohstoffen unsere Smartphones, die wir tagtäglich benutzen, eigentlich gebaut sind. Alle Forscherinnen und Forscher haben dabei immer wieder mit dem Handy sowohl digital als auch analog Musik gemacht.

Ein wichtiger inhaltlicher Fokus wurde bei on_the_line auf das Thema Cybermobbing gelegt: Anhand eines fiktiven Cybermobbing-Falles innerhalb des Departments II wurde im Stück gezeigt, welche gravierenden Auswirkungen Hasskommentare im Netz, zum Beispiel auf Youtube oder Instagram, haben können, wie verzahnt „analoges“ Mobbing und Cybermobbing sind und welche Dynamiken sich innerhalb einer Gruppe entwickeln können. Dass dies bei den jugendlichen Zuschauerinnen und Zuschauern einen starken Eindruck hinterlassen hat, bestätigen die Rückmeldungen von Schulklassen bei den musiktheater- und medienpädagogischen Nachbereitungsworkshops: Vielen ist das erste Mal bewusst geworden, „wie schnell man durch fiese Kommentare gedemütigt werden kann“ und „dass man auch über das Internet gemobbt werden kann“. 

Die 26 Jugendlichen probten gemeinsam mit dem Produktionsteam ab November 2017 ein bis zwei Mal wöchentlich auf der Probebühne, in den Pfingstferien 2018 fanden während zwei Wochen Intensivproben im Originalsetting auf der Bühne statt. Obwohl alle mitwirkenden Jugendlichen auf ihre Ferien verzichteten, herrschte stets gute Stimmung und eine konzentrierte Arbeitsatmosphäre. Dies hing auch mit dem großen Zusammengehörigkeitsgefühl der ganzen Gruppe zusammen, zu welchem nicht zuletzt auch die intensive Teamarbeit geführt hatte. Denn in dieser Stückentwicklung wurden die Inhalte den Jugendlichen nicht vorgegeben, sondern in vielen Gesprächen sowie szenischen und musikalischen Übungen gemeinsam erarbeitet. So ist die heterogene Gruppe von Jugendlichen in verschiedenen Altersstufen und aus den unterschiedlichsten Gymnasien und Realschulen aus dem Umkreis Stuttgart im Verlauf der Probenzeit zu einer „Familie“ zusammengewachsen, wie sie selbst immer wieder betonten.

Begleitet wurden die Vorstellungen von on_the_line nicht nur von den Nachbereitungsworkshops, in denen das Stück spielerisch aus unterschiedlichen Perspektiven reflektiert wurde, sondern auch von einer produktionseigenen Website: Auf www.onlineoper.de wurde regelmäßig über den Probenprozess und die Stückentwicklung gebloggt sowie in fiktiven Beiträgen das ICRPR und seine Forscherinnen und Forscher näher vorgestellt.

Die zwei ausverkauften Schulvorstellungen und drei sehr gut besuchten regulären Vorstellungen legten die Spielfreude der Mitwirkenden offen und regten das junge Publikum zum Mit- und Nachdenken an. Oder wie es Schülerinnen und Schüler der Klasse 10a des Königin-Olga-Stifts Stuttgart beschrieben, die eine Schulvorstellung besuchten:

„Durch unser universelles Kommunikationsmittel, die Musik, ist es der Jungen Oper gelungen, sowohl große als auch kleine Zuschauer auf eine inspirierende Reise durch Gegenwart und Zukunft zu schicken, nachdenklich zu machen und überraschend schön zu zeigen, wie vielfältig und aufregend Oper sein kann. Das Musiktheater hat ihren Sinn, uns zu zeigen wie leicht wir doch abzulenken sind, voll erfüllt. Außerdem war ich äußerst fasziniert, wie viele junge Talente es da draußen gibt. Die Darbietung hat mich auch zum Nachdenken angeregt. Wir kommunizieren zunehmend online und verwenden dafür sehr viel Zeit. Öfters wird aber vergessen, dass die Kommunikation nur der Weg ist, nicht das Ziel. Wir müssen mehr an die Menschen denken, mit denen wir kommunizieren.“

Das Theater-Projekt gewann im Februar 2018 beim Förderprogramm der Initiative „Kindermedienland Baden-Württemberg“ einen Betrag von 10.500 Euro. Mit dem Förderprogramm „idee-bw“ unterstützt das „Kindermedienland“ ausgewählte Leuchtturm-Projekte, um die Medienbildung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen im Land nachhaltig zu stärken.

Kontakt

Geschäftsstelle
Kindermedienland Baden-Württemberg
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