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Schülermediencoach inklusiv (Teil 2

Schülermediencoaches+ an der Bodelschwinghschule Sindelfingen

Schülermediencoach Inklusiv:Wie mit Youtube-Videos Inklusion gelingen kann

Schülerinnen und Schüler des Pfarrwiesengymnasiums halten neuerdings Medienworkshops an der benachbarten Bodelschwinghschule – einer Schule für gehandicapte Schülerinnen und Schüler. Wir waren zu Besuch beim vom idee-BW-Wettbewerb geförderten Projekt „Schülermediencoaches Inklusiv“.

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    In 30 Stunden zum Schülermediencoach
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    Bodelschwinghschülerinnen und –schüler produzieren eigene Videos
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    Youtube –Tutorials helfen beim Mathe-Pauken
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    Reaktionen auf Youtube-Videos gespalten: Jugendsprache eckt an
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    Schülerin durchschaut die Produktempfehlungen auf Youtube

In 30 Stunden zum Schülermediencoach

Man merkt sofort beim Betreten der Bodelschinghschule in Sindelfingen, dass eine besondere Atmosphäre herrscht. Neben dem Duft nach frisch gebackenen Waffeln fällt dem Besucher die große Freundlichkeit auf, die von allen Seiten zum Ausdruck kommt. Überall  wird gegrüßt und Besucher werden nach dem Namen gefragt. An den Türen hängen Schilder, auf denen die Bezeichnung des Raumes in Gebärdensprache abgebildet ist. An unserer Türe „steht“ Computer-Raum.

Wir sind heute beim Projekt „Schülermediencoach Inklusiv“ zu Gast. Schülerinnen und Schüler des Pfarrwiesengymnasiums wurden von Referenten des  Caritasverbandes für Stuttgart in 30 Stunden zu sogenannten Schülermediencoaches ausgebildet. An der benachbarten Bodelschwinghschule helfen sie nun gehandicapten Schülerinnen und Schülern in allen Medienfragen weiter. Dazu treffen sie sich einmal die Woche im Rahmen der Computer-AG.

Bodelschwinghschülerinnen und –schüler produzieren eigene Videos

Nachdem sich alle Schülerinnen und Schüler im Kreis hingesetzt haben, wird zu Beginn ein Sing-und-Klatsch-Spiel durchgeführt. Alle rufen laut im Takt „Seid-ihr-gut-drauf? Hier-geht’s-um-Computer! Wir-stehen-jetzt-mal-auf.“ Danach zeigen uns die Bodelschwinghschülerinnen und -schüler ein selbstproduziertes Video, in dem sie uns durch das Schulgebäude führen. Wir wissen jetzt, wo das Schulaquarium steht und applaudieren. Danach stellen die Schülermediencoaches vom Pfarrwiesengymnasium berühmte „Youtuber“ vor. „Youtuber“ sind sogenannte Internetmoderatoren, die in selbstproduzierten Videos Lustiges, Hilfreiches und Belangloses präsentieren. Einer der gezeigten Internetmoderatoren ist ein Mitschüler aus dem Pfarrwiesengymnasium, der bereits über zehntausend Abonnenten hat. Ein Reisevideo nach Zürich unterlegt mit cooler Hiphop-Musik flimmert auf die Leinwand.

Youtube –Tutorials helfen beim Mathe-Pauken

Schülermediencoach Lea*, will zeigen, dass man in Youtube auch hilfreiche Sachen lernen kann – zum Beispiel wie man Schuhe zubindet oder Haare flechtet. Die Coaches berichten, dass man mit Youtube-Tutorials sogar mathematische Zusammenhänge besser verstehen kann. Den Youtube-Tutoren mit ihrer jugendlichen Alltagssprache zuzuhören, fällt vielen leichter, erklärt uns Schülerin Magdalena*. Der absolute Renner ist ein Video, in dem ein Lehrer eine bekannte Matheregel mit Akustikgitarre vorsingt. Auch Bodelschwinghschüler Raphael* hat ein eigenes Schuh-Zubind-Video gedreht. Mächtig stolz ist er, als die anderen sein Video sehen und lernen, wie man mit dem Reim „Die Maus baut ein Haus“ ganz schnell seine Schuhe binden kann.

Reaktionen auf Youtube-Videos gespalten: Jugendsprache eckt an

LeFloid, einer der bekanntesten Youtuber, der politische Themen jugendgemäß erklärt, darf nicht fehlen. Auf der Leinwand ist ein Best-Of-LeFloid zu sehen, danach geht es mit einem Comedy-Video über Beziehungstypen weiter. Nach mehreren nicht jugendfreien Ausdrücken erhebt sich auf einmal Widerstand unter den Zuhörern. „Die hat ‘Verpiss dich‘ gesagt. Das sagt man nicht!“ empört sich eine Schülerin aus der Bodelschwinghschule. Die jugendliche Referentin gibt zu, dass die Sprache des Videos nicht nachahmenswert ist und der Inhalt eigentlich „sinnlos“. Doch zum Leidwesen vieler Erwachsener schauen sich gerade Jugendliche so etwas an und verbringen damit ihre Zeit. Als die Referentin fragt, was die Schüler von den Videos halten, scheiden sich die Geister. Die schlechten Ausdrücke haben eher abgeschreckt. Eine Schülerin ist aber zumindest von den „heißen Jungs“ angetan.

Schülerin durchschaut die Produktempfehlungen auf Youtube

Nach der Stunde wollen wir von den Schülermediencoaches wissen, ob sie bei prominenten Youtubern das Sponsoring bzw. das Platzieren von Produkten stört. Die Antworten machen einen sehr abgeklärten Eindruck. „Ausbeutung“ wäre das, wenn Youtuber sogar ihre eigenen Parfüms auf den Markt bringen. Eine Schülerin vom Pfarrwiesengymnasium ist überzeugt, dass die Werbegeschenke von Firmen an Youtuber deren Meinung beeinflussen und dadurch die Darstellung der Produkte in ihren Videos verfälscht wird.

Die anwesenden Lehrer sind sichtlich zufrieden. Alexander Mink etwa vom Pfarrwiesengymnasium stellt fest, dass ein solch hohes Maß an Zusammenarbeit in normalen Schulstunden nicht möglich ist. Bei so einem Projekt käme auch viel mehr die menschliche Seite der Schüler zum Ausdruck, schwärmt Alexander Mink. Lehrer Jens Lindmaier von der Bodelschwinghschule ist froh, dass unter den angebotenen Themen für jeden etwas dabei ist. In einem anstehenden Workshop darf sogar ein Computer auseinander geschraubt werden und die Schülerinnen und Schüler sind jedes Mal wieder auf die Workshops gespannt. Jürgen Jankowitsch, der Projektleiter vom Caritasverband für Stuttgart, ist beeindruckt davon, wie die Projektidee in der Praxis umgesetzt wurde. „Besser geht es gar nicht“ lobt er die Arbeit vor Ort. Die Kindermedienland-Redaktion ist auf weitere Projekte im Rahmen von „Schülermediencoach Inklusiv“ gespannt.

In insgesamt 13 Modulen wurden Schülerinnen und Schüler des Pfarrwiesengymnasiums zu Schülermediencoaches ausgebildet, um danach in der benachbarten Bodelschwinghschule selber Kurse anzubieten. Bei dem von der Initiative Kindermedienland geförderten Projekt „Schülermediencoach +“ sollen sie Mitschüler/inne/n mit Handicap bei Medienfragen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Das inklusive Projekt des Caritasverbandes für Stuttgart gewann 2014 eine Förderung des Ideenwettbewerbs der Initiative Kindermedienland.

*Namen von der Redaktion geändert.

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